1 Vorinformationen
1.1 Erster Abschnitt
2.1 Zweiter Abschnitt
3.1 Dritter Abschnitt - Teil 1
4.1 Dritter Abschnitt - Teil 2
5.1 Dritter Abschnitt - Teil 3
Neue Rechtschreibdidaktik
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1 von 13 21.04.2017 10:55
Dieses eBuch soll eine Basis für meinen NEUEN Rechtschreibunterricht
bilden -
es basiert auf der Lektüre von Horst Fröhler - "Neue Wege in der
Rechtschreibdidaktik".
Ausgangspunkt ist die traditionelle Fehlvorstellung - in unserem
Schriftsystem entspricht ein bestimmter Buchstabe einem bestimmten
Laut und umgekehrt.
Beim Studium des Buches gefiel mir vor allem die positive Einstellung zum Schüler und das klare, sofort
einsatzbare alternative Unterrichtskonzept - dass nicht das Ausmerzen der Fehler sondern das messbare
Anwachsen des Könnens vorrangig ist. Die Freude am Rechtschreiben, d.h. am Richtigschreiben und damit an der
Sprache insgesamt soll wieder im Mittelpunkt stehen.
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2 von 13 21.04.2017 10:55
In diesem Abschnitte geht der Autor zunächst auf die geänderten Lebensformen unserer heutigen Zeit
(Fernsehen, Eltern-Kind-Beziehung, sinkende Lesemotiviation, magelnde Leistungsbereitschaft) ein.
Anschließend beschäftigt er sich mit dem "System" der Rechtschreibung, das es aber nicht gibt. Zwei Zitate
möchte ich hier anführen - "Viele Wörter sind anders zu sprechen als sie geschrieben stehen." "Da gibt es nichts zu
verstehen, das ist einfach so dumm angelegt!"
Viele wenden hier ein - wir haben aber auch so Rechtschreiben gelernt.
Daher klärt der Autor im Kapitel "Die traditionelle Didaktik" und im anschließenden Exkurs, warum heute
untaugliche Mittel eingesetzt werden und warum sie früher funktioniert haben. Sieben ungeeignete Mittel werden
und wurden in der traditionellen Rechtschreibdidaktik einsetzt:
Orientierung an der Aussprache
Standardsprachliche/schriftsprachliche Wörter sind in den Kinderköpfen vom Schriftbild her nicht fixiert,
das Kind kann aber seinen Dialektausdruck oder sein Umgangssprachenwort nicht nach dem Gehör
schreiben. In der Standardsprache hört man aber nicht, wie man ein Wort zu schreiben hat. Die richtige
Wortform kann der Schreiber aber nicht hören, sondern er muss sie wissen/kennen. Wer nicht weiß, dass
man nicht schreibt wie man hört, tappt immer wieder in die Rechtschreibfalle.
1.
Arbeit mit Analogien
Das Analogieschlussverfahren (Bahn - daher auch Zahn) scheint im Rechtschreibtraining zu funktionieren.
Wenn der Schreiber aber sein gerade trainiertes Wissen in einem eigenen Text anwendet, kann die
Rechtschreibhölle beginnen (Zahn - aber Plan - nicht Pla(h)n). Das Sammeln von scheinbaren
"Gesetzmäßigkeiten" gibt es aber in unserer Rechtschreibung nicht.
2.
Arbeit mit Problemfeldern
Thema Dehnung, Teilbereich langes ie - viele Wörter werden fleißig geübt, bis das Kind verstanden hat:
langes ie sprechen - langes ie hören - langes ie schreiben. Beim nächsten Schülertext wird das erworbene
Wissen angewendet: Wörter mit "ie" - wier, mier, ... leider falsch.
3.
Erarbeitung von Regeln
Das Wissen und die Anwendung von Rechtschreibregeln setzt viele Kenntnisse im grammatikalischen
Bereich voraus. Oft sind die Beispiele sehr abstrakt und zusätzlich gibt es noch etliche Ausnahmen. Sollte
man eher die Regeln oder die Ausnahmen lernen? Für Kinder in der Zeit vor der Pubertät sind Regeln aber
nur begrenzt anwendbar.
4.
Anwenden von Logik
Wer sein Gehör "geschult" hat, hört Gleiches gleich - ein logischer Akt, aber das Analogieprinzip
funktioniert nicht (nehmen - lesen). Rechtschreibregeln - siehe oben. Daher der Merksatz: Es gibt kein
Hören und kein logisches Denken in der Rechtschreibung. Es gibt nur Wissen bzw. Nichtwissen.
5.
Gegenüberstellungen
Das Phänomen der "Ranschburg´schen Hemmung" ist vielen bekannt. Das Üben mit Gegenüberstellungen
scheint zunächst gut zu funktionieren. Die klare Unterscheidung wie z.B. bei "wieder- wider" wird zunächst
gespeichert, die sichere Zuordnung geht aber längerer Zeit verloren. Eine Lösung ist die getrennte Übung
der Wörter, und dann mit möglichen Eselsbrücken.
6.
Bewusstmachen der Stammschreibung
Die Arbeit mit Wortfamilien erscheint dem Autor einigermaßen sinnvoll, weil das Prinzip der Stammtreue
überwiegend durchgehalten ist.
7.
Wenn nun bei manchem der Gedanke auftaucht, dass alles, was man bis jetzt zum Erlernen der Rechtschreibung
gelehrt hat, falsch war, dann ist dieses darauf zurückzuführen, dass wir für unser Berufsleben auf die falsche
Didaktikspur gelockt wurden und nun nicht mehr davon abweichen. Das Erlernen der Rechtschreibung hat früher
nur deshalb funktioniert, weil die Schüler nicht mit derartig vielen Reizen überschüttet wurden wie heute.
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3 von 13 21.04.2017 10:55
Empfohlenes Buch - Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung von Waldemar v. Suchodoletz
Beim Thema "Begriffe - Probleme - Sichtweisen" kritisiert der Autor zunächst, dass Kinder, wenn die Schule nicht
mehr weiter weiß, von Psychologen oder Medizinern therapiert werden. Der Gedanke, dass die traditionelle
Didaktik falsch liegen könnte, wird in den Hintergrund gedrängt.
Die gängigen Defizit-Theorien beruhen auf der Publikation von Edith Klasen -
visuelle Differenzierungs- und Gedächtnisschwäche, d.h. das Kind kann sich nicht einprägen, wie der
Buchstabe und das Wort, das es schreiben möchte, aussehen soll.
Kommentar des Autors: Das Kind kann sich Wortbilder schwer bis gar nicht merken. Durch die Fülle von
Wörtern, die in der Schule verlangt werden, steigt die Überforderung immer mehr an. Ein
schulstufenunabhängiger Lernplan soll hier Abhilfe schaffen.
Lautdifferenzierungsschwierigkeiten, d.h. das Kind kann die einzelnen Laute nicht aus dem Wort
heraushören, ...
Kommentar des Autors: Die Methode der Lautisolierung beruht auf der analytisch-syntetischen
Lesemethode. Die Fähigkeit zur Lautdifferenzierung ist aber für den Leselernprozess nicht notwendig.
visuelle Differenzierungsschwierigkeiten, d.h. das Kind erkennt nicht den minimalen Unterschied zwischen
einzelnen Buchstaben, ...
Diese Fähigkeiten sind für das Lesen unverzichtbar. Leistungsschwache Schüler können dieses Erkennen
erlernen, sie brauchen nur länger dazu. Der Unterricht orientiert sich aber oft am durchschnittlichen
Schüler, der langsame wird über- der rasche unterfordert.
Sequenzschwierigkeiten
, d.h. dem Kind fällt es schwer die Buchstaben in der richtigen Folge zu einem Wort
aneinander zu reihen.
Das Aneinanderreihen von Buchstaben von links nach rechts muss systematisch geübt werden.
Mangel an phonologischer Bewussheit, d.h. das Kind kann Buchstaben nicht in Laute und umgekehrt
umsetzen. Schriftzeichen müssen aber für das Lesen dekodiert werden.
Die Lösungswege lauten sichere Buchstaben-Laut-Zuordnungen erwerben, standardspracheliche
Wortformen assoziieren, ganzheitlichen Wortwahrnehmungen trainieren.
Verbindungsschwäche, das Kind kann die einzelnen Buchstaben nur mühsam zusammenschleifen.
Der Erfolg des Erkennens stellt sich durch den sogenanneten "Assoziations-Klick" ein. Das Kind muss den
Sinn des zu lesenden Wortes erkennen, eine Buchstabenfolge muss mit einem Wort seiner Sprache in
Verbindung gebracht werden.
Dem oben stehenden Satz möchte ich noch folgendes Zitat hinzufügen, das mich sehr berührt hat: "Der
Kernleitsatz der Blindenpädagogik lautet: Blind men are maid, not born!
In meiner Ausbildungszeit zum Blinden- und Sehbehindertenpädagogen hat sich lange Zeit in mir alles gegen
diesen Satz gesträubt. Heute ist mir klarer denn je: Behinderungen werden gemacht. In einer Welt, die von
Sehenden für Sehende eingerichtet ist, wird der Blinde behindert. Wie soll er über die Straße kommen, wenn man
nur Sehenden mit Rot und Grün Zeichen gibt? So ist es auch mit dem Legastheniker: Wie soll er Lesen und
Schreiben lernen, wenn alle traditionellen didaktischen Maßnahmen seinen Phänotyp einfach ignorieren oder gar
falsch therapieren." (aus "Elementardidaktik auf Erfolgskurs" von Horst Fröhler, S. 132)
Die kurze Erläuterung will nichts anderes sagen als - Legasthenie ist keine Behinderung im Sinne von behindert
sein, sondern im Sinne von behindert werden.
Der Autor zeigt auch in seinen weiteren Ausführungen die unterschiedlichen Wahrnehmungsarten beim Menschen
(Wahrnehmung in die Tiefe mit folgendem Lerntyp: ruhig, gelassen, genau, ... bzw. Wahrnehmung in die Breite
mit folgenden Eigenschaften: unruhig, fast hektisch, fast krankhafte Neugier, ...). An der Herausbildung der
Wahrnehmungstypen seien vor allem die Eltern durch ihren Umgang mit den Kindern verantwortlich.
Die hier angeführten 7 Leseregeln für Eltern (und Kinder) habe ich auf der WebSite einer Volksschule gefunden.
Eine wesentliche negative Komponente ist allerdings der anwachsende Bildschirmkonsum, der den "Breitentyp" in
den Bann zieht und damit wenig Möglichkeiten der Konzentration auf eine Sache bietet.
Zum Abschluss dieses Teiles sollen noch die 3 Grundcharaktristika des "legasthenischen Phänotyps" angeführt
werden: Er ist ein ausgeprägter Akustiker, ein ausgeprägter Logiker und sehr sensibel. Genau diese drei
Charakteristika sind es, die diesem schwachen Schüler das Leben mit der Rechtschreibung so schwer machen.
Die folgenden Prämissen sollen uns auf einen zielführenden Weg in der Rechtschreibung führen:
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4 von 13 21.04.2017 10:55
Die Schüler sollen ...
keine Angst vor eventuellem Versagen haben.
nie das Gefühl haben, zu dumm für das zu sein, was sie lernen sollen.
die Arbeitslast, die durch die richtige Schreibung auf sie zukommt, tragen können.
akzeptieren können, dass andere sich leichter tun als sie selbst.
konkrete Fortschritte sehen, wenn diese auch noch so gering sind.
spüren, das ihnen ein Weg eröffnet wird, den sie gehen können.
Der neue Weg zum richtig Schreiben können lässt erkennen, dass Rechtschreiben als System nicht erlernbar ist,
dass Rechtschreiben nur Wissen und Nichtwissen ist und dass die Frustration über das ständige Fehlerzählen und
endlose Verbesserungen zu keiner Leistungssteigerung führt.
Der einzig zielführende und sinnvolle Weg ist das Erlernen wichtiger Wörter -
das Erlernen eines Rechtschreib-Grundwortschatzes.
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5 von 13 21.04.2017 10:55
... ein Rechtschreiblernweg mit Erfolgsgarantie
Nach der Naturlernmethode, also auch so wie Erwachsene Rechtschreiben lernen, lernt man jene Wörter richtig zu
schreiben, die einem im Alltag begegnen. Das heißt im Klartext, Lernen einzelner Wörter, die man wirklich braucht.
Gute Rechtschreibung basiert auf drei Säulen und tragfähigen Fundamenten
Wortbildspeicherung (=konsequenter Aufbau eines Grundwortschatzes)1.
Rechtschreibbewusstsein (=sichere Einschätzung des eigenen Könnens)2.
Denken (=Rückgriff auf gesicherte Entscheidungsbereiche)3.
Die Fundamente dieser Arbeitweise werden gebildet an der Basis durch Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und
Selbstsicherheit und darüber der Arbeitswille bzw. die Arbeitsfreude. Lebenslanges Lernen entsteht nur dann,
wenn Lernen als erfolgreicher Prozess erlebt wird.
Für die Kinder entsteht eine klare Trennlinie -
-> Ich weiß genau, welche Wörter ich schon gelernt habe (Säule 1)
-> Ich weiß genau, welche Wörter ich (noch) nicht gelernt habe (Säule 2)
Das Rechtschreibbewusstsein oder auch Rechtschreibgewissen hat eine ganz wichtige Funktion, nämlich: Das Kind
kann klar beurteilen -"Bahn" habe ich gelernt, aber wie man "Kran" schreibt, noch nicht. Das Wort muss im
Wörterbuch nachgesehen werden.
Die Schärfung des Rechtschreibbewusstseins erfolgt mit dem Durchgehen eines Textes nach bekannten Wörtern
("die ich sicher richtig schreibe"). Der richtige Umgang mit Fehlern steht nun ebenfalls unter diesem Gesichtspunkt
"gelernt - noch zu lernen". Unrichtige Wörter in Texten werden ausgebessert, verbessern im traditionellen Sinn
wird es nur bei den eingespeicherten in einem sinnvollen Gestaltungsfreiraum geben.
... als klar begrenzte Lösungsstrategie
Regeln, die Fehlschreibungen von Wörtern vermeiden helfen, gibt es nur wenige, vier Regelhaftigkeiten werden in
diesem Zusammenhang als sinnvoll bzw. unverzichtbar angesehen:
Prinzip der Stammschreibung1.
Besonderheiten der Mehrzahlbildung2.
Nominalisierungen und3.
zwei Grammatikregeln4.
zu 1.
Wörter einer Wortfamilie werden wie ihre Verwandten geschrieben.
Gemeinsam erarbeitete Wortsammlungen mit der Beobachtung der Gemeinsamkeit eines Wortstammes, z.B.
Farbe: gefärbt, farbig, färben, Farbtupfen, Haarfarbe, ...
Übungsform dazu: Rechtschreib-Leporello - die genaue Anleitung dieses Werkzeugs und die Varianten der
Anwendung findet man im o.g. Buch.
zu 2.
Relativ häufig vorkommende Mehrzahl-Sonderfälle:
Wörter auf "-nis" -> Mehrzahl "-nisse" (Zeugnis - Zeugnisse)
Wörter auf "-in" -> Mehrzahl "-innen" (Lehrerin - Lehrerinnen)
Umlautungen von Einzahl zur Mehrzahl (Hand - Hände, Land - Länder, Haus - Häuser)
zu 3.
Einigermaßen regelhaft sind die Sonderfälle bei der Nominalisierung von Verb und Adjektiv:
essen - das Essen, beim Essen, vor dem Essen, ...
gut - das Gute, etwas Gutes, alles Gute
zu 4.
Zwei Grammatikregeln helfen die Zahl der Fehler zu reduzieren -
Übung des dritten (dem) und vierten Falles (den) bei männlichen Nomen (Einzahl)
Unterscheidung von das und dass, sinnvoll erst ab dem 6. Schuljahr
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6 von 13 21.04.2017 10:55
... aus der Sprachstatistik
Nachdem selbst der langjährige Leiter der Dudenradektion Dr. Drosdowski zugab, die deutsche Rechtschreibung
nicht zu beherrschen und immer wieder im Wörterbuch nachschlagen zu müssen, kann nur folgende Aussage
gelten:
"Was den Könner vom fehleranfälligen Typen unterscheidet, ist nur das Faktum, dass der Könner um die Grenzen
seines Wissens Bescheid weiß, der andere hingegen nicht."
Auf die Frage, ob das Lernen einzelner Wörter nun an ein sinnvolles Ziel führt, kann nur mit den den frappanten
Erkennntissen unterschiedlicher Sprachuntersuchungen geantwortet werden: Es gibt einen Kernwortschatz in
unserer Sprache.
Am überraschendsten ist aber die folgende Erkenntnis:
Wer die 100 häufigsten Wörter unserer Sprache orthographisch beherrscht, kann bereits zu 50% Rechtschreiben.
Andererseits - wer jedes einzelne der geschätzten 440.000 Wörter unseres Sprachschatzes richtig schreiben
könnte, würde die Rechtschreibung vollkommen beherrschen.
Das geeignete methodische Rüstzeug lautet also:
Die richtigen Wörter
in der richtigen Menge
mit der richtigen Intensität einprägen - das ist alles.
Und hier ist er, der Kernwortschatz der deutschen Sprache -
die
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--------------------------------------------
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------------------------------------------------------------------------------------------
Diesen Kernwortschatz zu sichern, ist die vorrangigste Regel.
Die fatale Ähnlichkeit von Wörtern, Beispiel im - ihm, muss zeitlich weit voneinander getrennt und immer im
Sinnzusammenhang geübt werden -
im Garten, im Kasten (im Sinne von da drinnen)
Michael sucht seine Schuhe. Wer kann ihm helfen? (Der Bezug geht immer auf eine Person.)
... eine Arbeitsgrundlage
Welche Wörter sollen denn nun in den zu übenden Wortschatz aufgenommen werden? Schauen wir ganz einfach
unseren Schülern über die Schulter. Jedesmal werden wir bestimmte Wörter finden, die immer wieder falsch
geschrieben werden. So gesehen bekommt der Rechtschreibfehler für uns Lehrer eine neue - diesmal positive -
Bedeutung. Die Fehler in den Heften meiner Schüler sind die Quelle für die meine Vorbereitung. Denn wenn ich in
den Heften keine Fehler mehr finde, was soll man dann in der Rechtschreibung tun?
Auf der Suche nach den richtigen Wörtern -
keine Wörter aus Sachbereichen, sie kommen zu selten vor und werden schnell wieder vergessen,
keine Lernwörter aus Schulbüchern zu einem bestimmten Rechtschreibfall (z.B. Ecke, dick, hacken, ...),
sondern es geht um Wörter für den täglichen Schreibbedarf, für die eigenen Texte, die müssen richtig geschrieben
werden.
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Die Größe der Lernportionen pro Woche
GRUNDSCHULE Jahresmenge Wochenmenge
1. Schulstufe ca. 100 Wörter ca. 2-4 Wörter/Woche
2. Schulstufe ca. 200 Wörter ca. 5-7 Wörter/Woche
3. Schulstufe ca. 300 Wörter ca. 8-9 Wörter/Woche
4. Schulstufe ca. 400 Wörter ca. 10-11 Wörter /Woche
Zwischensumme ca. 1000 Wörter
WEITERFÜHRENDE SCHULE Jahresmenge Wochenmenge
5. Schulstufe ca. 300 Wörter ca. 8-9 Wörter/Woche
6. Schulstufe ca. 300 Wörter ca. 8-9 Wörter/Woche
7. Schulstufe ca. 200 Wörter ca. 5-7 Wörter/Woche
8. Schulstufe ca. 200 Wörter ca. 5-7 Wörter /Woche
Zwischensumme ca. 2000 Wörter
Sind das in der Gesamtsumme nicht doch zu wenige Wörter?
Wir haben in Rechtschreiben ein Ziel: Dass in den Heften unserer Kinder möglichst wenig Fehlerhaftes steht.
Der Autor zeigt in seinem Buch im Vergleich zu Meiers Sprachstatistk, dass ein Kind, das am Ende der
Grundschulzeit die 1000 altersbezogenen wichtigsten Wörter gelernt hat, nach der o.g. Statistik im niedrigsten Fall
bei Wert 10000 Wörter und im höchsten Wert bei 20000 Wörter eingestuft werden kann. (Details siehe S. 137 -
140)
Ein Schülertext mit ca. 100 Wörtern sollte dann nicht mehr als 2-3 Fehler aufweisen. Aber selbst diese 2-3 Fehler
werden dank des Rechtschreibbewusstseins nicht im Text stehen bleiben. Denn wer als Schüler genau weiß, was er
weiß, der weiß auch, was er nicht weiß und sieht im Wörterbuch nach.
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8 von 13 21.04.2017 10:55
Überblick über die Wochenarbeit
Bei der Auswahl der Wörter einer Woche ist es wichtig, dass sie nichts gemeinsam haben, es soll eine Sammlung
quer durch das Gruselkabinett unserer Rechtschreibung sein. Eine Woche lang haben die Kinder keine andere
Arbeit als sich die gewählten Wörter einzuprägen. Man bedenke: Nicht die Menge bringt den Erfolg, sondern die
Intensität der Beschäftigung. Statt wenig Zeit pro Woche gibt es nun viel Zeit, das fördert die Ruhe, Gelassenheit
und Selbstsicherheit. Das didaktische Gebot der Stunde heißt daher "Arbeiten mit allen Sinnen", ein vielkanaliges
Einspeichern der Wörter ist angesagt.
Damit die Wörter ins Kurzzeitgedächtnis und später auch ins Langzeitgedächtnis wandern ist es wichtig, nur
reizvolle Übungsformen zu wählen, auch die Reizdauer ist eine Form von Intensität. Nur Intensivreize finden
Einlass ins Kurzzeitgedächtnis.
Zur beispielhaften Vorstellung nehmen wir eine Woche mit 5 Schultagen.
MONTAG (Tag 1) - Vorstellen und Besprechen der Wörter
Die Präsentation der Wörter könnte wirklich mit einem Präsentationsprogramm erfolgen. Verdecken - aufblenden -
raten - erklären usw.
Eine weitere Möglichkeit - die Lernwörter in einfache Sätze einbinden.
Erarbeitung der Lernwörter in Lernstationen
Eine große, abwechslungsreiche Vielfalt an Lernstationen birgt die Erfolgsgarantie ins sich. Der Autor hat "99
Übungsformen für die Arbeit am Grundwortschatz" zusammengestellt. Für Abwechslung ist also gesorgt, und der
eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Lernstationen sollten deutlich beschriftet und mit Nummern versehen sein. Wenn zugleich Bewegungs- und
Geschicklichkeitsanforderungen mit der Arbeit verknüpft werden, umso besser.
Beispiele für Lernstationen:
Wortautobahn, Wörter nachgehen, Sandkasten, Black Box, Wörter abholen, Becherlupenwörter, Wort aus
Knetmasse formen, Wörter stempeln, Wörter aus buntem Papier reißen, Rücken schreiben, Laufdiktat, Wörter
(blind) auf dem PC schreiben, ... (Beschreibungen S. 153 -160)
Dieses Blatt kann im Grunde genommen universell für das offene Lernen verwendet werden, für die Arbeit mit
Rechtschreibstationen bleibt der Stationenraster zunächst leer. Jedes Kind, das von einer Lernstation zurückkehrt,
trägt die soeben erarbeiteten Wörter bei der entsprechenden Stationsnummer ein, eine aus lernpsychologischen
Überlegungen wertvolle Arbeitsweise.
Sollte es Falschscheibungen geben, so ist es wichtig, die falschen Wörter als Lehrer einfach "verschwinden" zu
lassen (Klebeetikett, Korrektur-Stick, usw.). Beim Ersteinprägen ist es wichtig, das möglichst keine
Falschprägungen passieren, später, nach einem bestimmten Grundwissen, wird das Kind einfach nur zum
Berichtigen aufgefordert.
Jedes Wort sollte unbedingt schriftlich in einen Satz eingebettet sein, damit die Bedeutung des Wortes klar ist.
Wählen wir bewusst einfachstmögliche Satzbeispiele, bei denen nur Wörter im Spiel sind, die bereits in früheren
Einheiten erlernt wurden.
Grundsätze für Übungssätze -
Satzbau so einfach wie möglich
neu zu lernendes Wort in seiner Grundform
bereits gelernte Wörter bilden den Satzrahmen
Lernwort wird unterstrichen
am Ende alle Lernwörter in Buntfarbe noch einmal auflisten
Wörter üben als Hausuafgabe -
die wichtigste Maxime ist, dass die Schüler freudvoll an die Sche gehen. Es sollte viele freie Wahlmöglichkeiten
geben (siehe 99 Übungsformen), grundsätzlich gibt es folgenden Ratschlag: jedes Wort 3x schreiben (1x
Blockschrift, 1x Druckschrift, 1x Schreibschrift) nach einer vorgegebenen Übungsform oder nach einer neuen,
selbst erfundenen. Die Kinder üben im "Arbeitsheft", auf einem Blatt Papier (einheften, einkleben) oder auf einem
Zeichenblatt. Am nächsten Tag werden die Arbeiten präsentiert und von allen bestaunt. Die Verbesserung von
Fehlern passiert gleich an Ort uns Stelle. "Bessere es aus, und die Sache ist erledigt!", lautet das Motto. Der
Grundstein für die Automatisierung des Schreibprozesses ist das häufige Üben.
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9 von 13 21.04.2017 10:55
Kurzübung am Vormittag - zumindest jedes Lernwort 1x richtig schreiben.
Form des Rätseldiktates ist interessant, z.B. "Schreib als erstes das Lernwort, das uns eine Farbe nennt; es ist
nicht grün, nicht gelb, es ist ..." (das Lernwort "rot").
Möglich ist auch die Form eines Lückentextes, bei dem die Lernwörter eingesetzt werden, zum Abschluss werden
alle Sätze ins Heft übertragen. Bei Korrigieren der Wörter wie oben vorgehen, gleich ausbessern, nicht rot
anstreichen.
Anmerkung des Autors: Die Form des Lückentextes ist nur dort angebracht, wo ein rechtschreiblich wichtiges Wort
als ganzes zu schreiben ist.
MITTWOCH ist Rasttag - ein kurzfristiges Vergessen ist angesagt, damit am Donnerstag die Lernanspannung
wieder zurückgeholt werden kann (Weber-Fechner´sches Gesetz)
Kurzübung am Vormittag - so wie am Dienstag erfolgt an diesem Tag nur eine kurze Übungssequenz.
Beispiele:
Dosendiktat - Die Lernwörter liegen auf Kärtchen geschrieben verdeckt neben einer Dose mit Einwurfschlitz, der
Schüler deckt ein Kärtchen auf, merkt sich das Wort und wirft das Kärtchen in die Dose, anschließend schreibt er
das Wort auf. Nachdem alle Wörter geschrieben wurden, holt das Kind die Kärtchen aus der Dose und vergleicht
selbstkontrollierend. Was fehlerhaft war, wird ausgebessert. Die Stationenbetreuung kontrolliert das Geschriebene.
KIM-Spiel -
KIM steht für Keep In Mind. Die Lernwörter sind ca. 10 Sekunden lang in verschiedenen Schriftarten auf einer
Projektionsfläche zu sehen, anschließend werden sie auswendig niedergeschrieben. Sofortige Kontrolle.
Fixpunkt Donnerstag-Hausaufgabe - Eintragen der Lernwörter in die Wortliste
Die in dieser Woche gelernten Wörter werden in die Wörtliste eingetragen, das ist zugleich folgendes Signal an den
Schüler: Von jetzt an sollte ich diese Wörter immer fehlerfrei schreiben.
Die Gesamtbilanz des Wörterschreibens dieser Woche sieht folgendermaßen aus: Montag 7x, Dienstag 3-4x,
Donnerstag 2x, also in der Woche 12-13x. Durch die verschiedenen Übungsformen sollte auch nie Langeweile
aufgekommen sein, die Oftmaligkeit des schreibmotorischen Vorganges steht ganz deutlich im Mittelpunkt.
Bei der Wahl des passenden Mediums steht neben einem gewöhnlichen Heft oder einem Karteikastensystem eine
Ringmappe mit Ringbucheinlagen (A5-Format) in linierter Form an erster Stelle. Die Trennblätter mit der
ABC-Sortierung helfen bei der Orientierung.
Grundsätzlich erfolgt die Eintragung des Wortes in der gelernten Form, ist es aber ein abgeleitetes Wort, wird es
bei der Grundform noch einmal eingetragen, z.B. nimmt bei nehmen.
Ist bei einem Buchstaben ein Blatt mit Einträgen voll geschrieben, wird ganz einfach ein neues eingelegt.
Nomen sollten in der Form "Haus -> das Haus" eingetragen werden, vielleicht später auch "Haus -> das Haus ->
die Häuser". Verwechslungsgefährdete Wörter wie "ist" - "isst" nicht als Einzelwörter eintragen, sondern immer in
einem kurzen Satz, z.B. "ist -> Das ist ein neues Auto." "isst -> Sie isst eine Banane."
Funktionen der Wörterliste:
Sie ist ein ständiger Motivationsfaktor: "Das alles kann ich schon schreiben!" Weiters ist sie bei Unsicherheiten die
erste Quelle zum Nachschlagen, sie stellt aber auch eine Orientierung dar, das Rechtschreibkönnen wird jetzt
fassbar: "Was in der Liste noch nicht enthalten ist, muss ich nachschlagen!" Was muss der Schüler nun können -
alle Wörter aus der Liste!
Beim Vergleich Fehlerkartei und Wörterliste steht die Wörterliste eindeutig auf der positiven Seite - sie beginnt mit
dem richtig geschriebenen Wort (nach Übungsfolgen) und gibt Selbstsicherheit. Die Wörterliste wird zum Stolz der
Kinder.
Es sollte keine Gedächtnisübung, keine Ansage erfolgen, denn beides dient wieder nur dem Fehler zählen und dem
negativen Erscheinungsbild des Rechtschreibenlernens. Als Lösungsvorschlag bietet der Autor, die tägliche Ansage,
das sogenannte "Rechtschreibfrühstück", Anleitung folgt weiter unten.
Sollten doch Diktate durchgeführt werden, dann nur mit einem Diktattext von bereits gelernten Wörtern. Nicht
gelernte Wörter können die Schüler von der Tafel abschreiben. Die Korrektur erfolgt nur dadurch, dass der Lehrer
die falsch geschriebenen Wörter kennzeichnet. Der Schüler sieht in seiner Wortliste nach und bessert aus. Die
Eigeninitiative und der selbstständige Wissenserwerb stehen ab nun im Mittelpunkt des Unterrichtes, zum
freiwilligen Üben sollte immer wieder motiviert werden.
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10 von 13 21.04.2017 10:55
Der Arbeitsaufwand eines Wochenverlaufs ist zwar am Montag etwas intensiver für Schüler und Lehrer (passende
Wörterportionen, organisatorischer Aufwand mit Lernstationen), aber im Laufe der zeit wird vieles zur Routine.
Unterm Strich bleibt bei dieser Lernmethode mehr Zeit für die anderen Bereiche des Deutschunterrichtes bei
gleichzeitigem Anwachsen des Rechtschreibkönnens.
"1-2-4" als lernökonomischer Tagesrhythmus
Der Ablauf mit Montag - Dienstag - Donnerstag (1-2-4) ist aus lernpsychologischen Gründen absichtlich gewählt.
Zielgerichtetheit der Lerninhalte und didaktische Passgenauigkeit helfen keine Unterrichtszeit zu vergeuden
sondern sinnvoll zu nutzen. Auch für den Ausfall von Unterrichtstagen bietet der Autor Lösungsmöglichkeiten an
(siehe S. 193 ff).
"1-2-4" als optimaler wochenbezogener Wiederholungsrhythmus
Die Wörter einer Woche sind nur fürs Erste im Gedächtnis gespeichert, sie müssen aber mittelfristig durch
Wochenwiederholungen und langfristig durch das "Rechtschreibfrühstück" gesichert werden. Die folgende Tabelle
soll dies veranschaulichen -
1. SW 2. SW 3. SW 4. SW 5. SW 6. SW 7. SW
PO 1 neu PO 1 wh. --- PO 1 wh. --- --- ---
PO 2 neu PO 2 wh. --- PO 2 wh. --- ---
PO 3 neu PO 3 wh. --- PO 3 wh. ---
PO 4 neu PO 4 wh. --- PO 4 wh.
PO 5 neu PO 5 wh. ---
PO 6 neu PO 6 wh.
SW = Schulwoche, PO = Portion
Um die Tabelle und die Übersicht leichter im Kopf zu behalten hilft folgende Grundregel:
in geradzahligen SW (4, 6, 8, ...) die beiden ungeradzahligen PO wiederholen
in ungeradzahligen SW (5, 7, 9, ...) die beiden geradzahligen PO wiederholen.
Damit die Freude am Üben und der nachhaltige Erfolg garantiert sind, seien die "99 Erarbeitungs- und
Übungsformen" erwähnt (S. 197 - S. 229).
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11 von 13 21.04.2017 10:55
Dauerhaftes Behalten aller Wörter
Die intensive Erst-Einspeicherung ist durch die Wochenportionen und das Eintragen in die Wörterliste erfolgt.
Damit beim freien Schreiben das Gelernte problemlos zur Verfügung steht, muss für permanente Wiederholung
gesorgt sein - dafür steht das "Rechtschreibfrühstück" bzw. ab der 5. Schulstufe die "Rechtschreibtombola".
Die schülerautonome Arbeitsform mit großem Motivationsanreiz und maximalem Einprägeeffekt wird jeden Tag
serviert (=diktiert) und abserviert (=korrigiert), alles durch die Schüler selbst.
Diese Arbeitsform fördert viele Schlüsselqualifikationen wie Eigeninitiative, selbstständiges Denken und Handeln
usw. und löst auch andere erstrebenswerte Entwicklungen aus: Verbesserung der individuellen Handschrift,
Fähigkeit zur Eigenkorrektur, Erhöhung der Sprachkompetenz usw. Zusätzlich gibt es eine deutliche Entlastung für
die Lehrkraft.
1. Fünf fixe Schülergruppen werden eingeteilt, für jeden Wochentag eine.
Gruppe1 = Mo, Gruppe2 = Di. usw. Die jeweilige Gruppe übernimmt an diesem Tag das Kommando für
organisatorische Rahmenbedingungen, Diktat, Korrektur, Verbesserung und deren Kontrolle.
2. Wortschatzkiste mit Wortkärtchen und Kurzzeitmesser liegen bereit.
Jedes zu diktierende Wort befindet sich auf einem eigenen farbigen Kärtchen. Diese Kärtchen werden von den
Schülern angefertigt - arbeiten sollen ja in erster Linie diejenigen, die den Lernweg noch vor sich haben, wir Lehrer
sind die Organisatoren.
Im Normalfall steht auf dem Kärtchen in A7-Format ein Lernwort, bei den verwechslungsgefährdeten Wörtern wie
"ist" und "isst" kommt ein ganzer Satz dazu.
Mit Hilfe des Kurzzeitmessers wird die maximale Arbeitszeit auf 5 Minuten beschränkt. Die Richtwerte für die
Wortanzahl, die geschrieben wird -
Ende der 2. Klasse bis zu 20 Wörter, 3. Klasse - 30 Wörter, 4. Klasse - 40 Wörter.
3. Die Frühstücksmappe sollte am besten eine Ringmappe im A5-Format mit Ringbucheinlagen sein.
Der "Vorspann" für die Mappe ist ein farbiges Blatt, auf dem alle bekannten Übungs- und Verbesserungsformen
aufgelistete sind. Es dient als Anregung für die Schüler, wie sie bei Hausübungen oder Verbesserungen vorgehen
können.
Zu Beginn jeder Woche wird eine eigene "Frühstücksseite" begonnen, rechts oben steht der Name des Kindes, in
der ersten Zeile das aktuelle Datum.
Die verantwortlichen Kinder (in diesem Fall Gruppe1) sind bereits eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn in der
Klasse. Sie richten die Wortschatzkiste her, sie überwachen die Vorbereitungsarbeiten der Mitschüler, beim Läuten
soll die Arbeit mit dem Frühstück sofort los gehen.
Alle Kinder der Gruppe1 sind um die Wortschatzkiste versammelt, der Kurzzeitmesser wird gestartet (3-5
Minuten). Das erste Kind zieht ein Kärtchen aus der Kiste, liest das Wort vor, bildet mit diesem einen Satz,
wiederholt das Wort und legt das Kärtchen neben die Wortschatzkiste. Die Schüler der Gruppe2 usw. schreiben das
diktierte Wort, setzen danach einen Beistrich und warten auf das nächste Wort. So geht das reihum weiter, bis die
Zeit abgelaufen ist. Die Kinder der Gruppe1 schreiben selbst nicht mit, auf sie wartet ja noch die Arbeit mit der
Korrektur. Sobald die Zeit mit dem Läuten des Kurzzeitmessers abgelaufen ist, ist das "Rechtschreibfrühstück"
beendet.
Die Schüler der Gruppe1 servieren das Frühstück ab, indem sie die Blätter absammeln. Jedes Kind erhält nun 4-6
Arbeiten zum Durchsehen. Für den Zeitpunkt der Korrektur bieten sich folgende Möglichkeiten:
Im offenen Unterricht ist das Problem am geringsten, beim Lernstationenbetrieb können die Kinder der Gruppe1
eine andere Station auslassen. Bei gemeinsamer Arbeit sollte für die anderen Schüler eine fixe Aufgabe, z.B. die
Arbeit mit dem Wörtebuch erfolgen. Als Notlösung könnte es auch noch die Hausaufgabe für die Gruppe1 sein.
Korrigiert wird nur, indem die fehlerhaften Wörter gekennzeichnet werden, z.B. durch farbige Unterstreichung. Die
Devise lautet - wer einen Fehler macht, muss selbst herausfinden, was falsch ist. Die korrigierender Schüler setzt
also rote Striche und unter die Arbeit sein Kurzzeichen. Der Schüler, der die Arbeit zurückbekommt, muss Fehler
für Fehler seine Arbeit durchgehen und überlegen, was da falsch ist. Zum Schluss gibt er durch sein Kurzzeichen
das Einverständnis zur Korrektur. Mit der Einverständniserklärung geht er aber auch die Verpflichtung ein, alle
angestrichenen Wörter zu verbessern, siehe Übungsformen auf farbigem Deckblatt. Sollten Irrtümer auftreten,
schildert der Autor in seinem Buch die möglichen 5 Fälle und deren Vorgehensweise (S. 243 - 244).
Die Verbesserung sollte allerdings nicht an das Diktat in der "Frühstücksmappe" angeschlossen werden. Die
Kontrolle der Verbesserungen obliegt nun ebenfalls den Kindern, die diese ganz einfach nur kontrollieren und
Neue Rechtschreibdidaktik
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12 von 13 21.04.2017 10:55
abhaken.
Die Frühstücksmappe bleibt als beeindruckende Sammlung für Diktate und wird als Leistungsfeststellung für den
Bereich Rechtschreiben herangezogen.
Begonnen sollte mit dieser Methode mit Beginn der 2. Klasse werden, jedoch ist ein Umstieg jederzeit möglich und
sogar empfehlenswert.
Als wichtig wird in diesem Zusammenhang der Einstellungswandel gesehen - 2 Wege sollen dies veranschaulichen.
Weg 1: Gruppenarbeit und Positivdiktat
Bei der Gruppenarbeit (Einteilung in Gruppen wie oben erklärt) könnte etwa folgende Einleitung gesprochen
werden: "Wir haben in Rechtschreiben schon viel geübt und gelernt, aber wir können uns nicht a l l e Wörter
merken. Sucht gemeinsam solche Wörter, bei denen ihr sicher seid, dass alle aus der Klasse sie fehlerfrei schreiben
können!" Die schwächsten Rechtschreiber sollten zum Protokollchef ernannt werden. Nach 5-10 Minuten sollte jede
Gruppe eine ansehnliche Anzahl von Wörtern gefunden haben.
Anschließend nehmen die Kinder einen Zettel zur Hand und Sie diktieren ihnen Wörter aus den 5 Gruppenlisten. Es
werden auf die Zettel keine Namen darauf geschrieben, denn es wird nicht verbessert. Wozu das also? Bei diesem
Positivdiktat erfahre ich die Gesamtmenge des richtig Bewältigten. Man fertigt nun zwei Listen an - eine mit den
richtigen Wörtern und eine mit den Wörtern, in denen noch Fehler auftraten.
Die Wörterliste der Kinder wird nun aus dem Positivdiktat aufgebaut - darin stehen alle "Königswörter", jene
Wörter, die von nun an immer richtig geschrieben werden. Mit diesen Wörtern wird auch die Wortschatzkiste
angelegt.
Weg 2: Vermutungsdiktat
Man stellt dazu einen altersadäquaten Diktattext als Vermutungsdiktat zusammen, den man seinen Schüler
zutrauen kann. Die Zettel sind wieder ananonym und werden nicht verbessert. Entdeckt man in einem Schülertext
einen Fehler, wird ein Registrierungstrich in der eigenen Textvorlage über diesem Wort gesetzt. Sind alle Arbeiten
angesehen, habe ich ein klares Leistungsbild. Die Wörter ohne Markierung werden zu "Königswörtern".
Als Lehrer habe ich nun einen großartigen Fundus für den Bereich der wichtigen Wörter, Rechtschreibfehler in den
Arbeiten meiner Schüler werden zur begehrten Arbeitsgrundlage für die Rechtschreibarbeiten.
Wenn die Kinder keine Fehler mehr machten, hätte ich ihnen nichts mehr zu vermitteln. So ist allen gedient: Die
Kinder sind glücklich, dass ihre Dokumentation des Rechtschreibkönnens, die Wörterliste, wächst und wächst. Und
der Lehrer ist glücklich, weil die Fehler der Schüler dafür sorgen, dass zielgerichtet gearbeitet wird.
Sollte das Gefühl auftreten, ob die ausgewählten Wörter denn auch objektiv gesehen wirklich wichtig sind, kann
man die eigene Auswahl mit den empirisch erhobenen Sammlungen des Häufigkeitswortschatzes vergleichen.
Für die Grundschule ist das der sog. Fernitzer Grundwortschatz, für den Bereich der 10- bis 14-Jährigen der sog.
Aufbauwortschatz.
"Positive Thinking" in Rechtschreiben -
nicht das Kind ist dumm, die Rechtschreibung ist verzwickt
im Blickpunkt steht das Können
Rechtschreiben als transparentes Wissensgebiet - gelernte bzw. nicht gelernte Wörter
lernpsychologisch durchdachte Abfolge gibt Selbstsicherheit
eventuelle Fehler werden ausgebessert, Verbesserungen beschränken sich auf gelernte Wörter
Wörterlisten sind eine Dokumentation des Könnens
die vielfältigen Übungen fördern die Kreativität der Schüler und ihre Slebständigkeit und
Eigenverantwortung
Trotz der Freiheit der Kinder bei der Auswahl der Übungsformen ist ein kosequentes Durchhalten der
Arbeitsabläufe auf Lehrerseite notwendig. Langfristige Ablaufplanung, genaue laufende Kontrolle während der
Erarbeitung, korrekte Einhaltung der Arbeitsphasen und täglich Zeit für das Rechtschreibfrühstück sind eine
Herausforderung für sich. Wirft man jedoch die psychische Entlastung für beide Seiten in die Waagschale, ist wohl
leicht zu entscheiden, ob man den alten Lernweg einschlägt oder den neuen.
Einige Beweise für das überzeugende Funktionieren der Methode findet man auf S. 272-274.
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